Hochsensible im Beruf
Rezension von Tobias Krieg
Fundiert, ansprechend und realitätsbezogen (4 Sterne)
Hochsensibilität (engl. „Sensory Processing Sensitivity“) ist ein Konzept, das durch die Arbeiten der Amerikanerin
Elaine Aron etabliert wurde und zunehmend in der Psychologie durch Forschung und Veröffentlichungen thematisiert
wird. Die Autorn des vorliegenden Buches, Brigitte Küster, gibt folgende grundlegende Definition an
(S.25): „Hochsensible Menschen sind mit einem Nervensystem ausgestattet, welches sie innere Reize (Gefühle,
Gedanken, Körperempfindungen) und äußere Reize (Erlebnisse, Geräusche, Gerüche, visuelle Eindrücke) sehr
viel stärker wahrnehmen lässt, als es bei Normalsensiblen der Fall ist.“
Der Inhalt des Buches lässt sich grob in zwei Abschnitte einteilen: zu Beginn gibt die Autorin eine allgemeine
Einführung in die Thematik und spricht zentrale Frage- und Problemstellungen an. Anschließend widmet sie
sich detaillierter dem Feld „Hochsensibilität im Arbeitsleben„.
Dabei geht sie zunächst auf die Bedeutung von Arbeit für ein gelungenes Leben ein und zeigt Probleme beim
Einstieg in das Berufsleben auf.
Themen hierbei sind u.a. Finden der eigenen Stärken, Treffen einer Auswahl unter den gefühlt hunderten von
Möglichkeiten, Harmoniebedürfnis und Perfektionismus. In einem weiteren Kapitel geht es dann um wichtige
Aspekte rund um das Arbeitsleben. Thematisiert wird hier z.B. Sinnsuche, Unternehmenskultur, Selbständigkeit,
Teamwork, Überreizung, Mobbing und Burn-out. Das abschließende Kapitel handelt dann von der Entfaltung des
eigenen Potentials und der Entwicklung von Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit.
Dem Umschlag lässt sich entnehmen, dass die Autorin einen wissenschaftlichen Hintergrund besitzt und auch Erfahrungen in der direkten Arbeit mit Hochsensiblen hat. Dies zeigt sich auch auf sehr positive Weise im Text selbst. Neben einer aus meiner Sicht fundierten Darstellung der theoretischen Grundlagen des Themenfeldes berichtet die Autorin auch immer wieder von eigenen Erfahrungen und Eindrücken. Wenn ich es richtig verstanden habe, sieht sich die Autorin auch selbst als HSP („Highly Sensitive Person“). So entsteht für mich insgesamt ein recht rundes Bild aus Theorie und Praxis.
Ein zentrales Merkmal des Textes scheint mir der Realitätsbezug. Es werden jeweils positive und negative Aspekte einer Sache geschildert und somit einer einseitigen Darstellung vorgebeugt. Die Autorin betont neben den Problemen, denen HSPs im Leben oft gegenüber stehen, das große Potential jedes Einzelnen. Von höchster Bedeutung ist die stete Arbeit an sich selbst. Die Erweiterung der eigenen Selbsterkenntnis und das aktive Ausloten der individuellen Möglichkeiten, Stärken und Schwächen sind der Schlüssel zu einem besseren Leben mit der Hochsensibilität. An einigen Stellen im Text werden dazu auch Anregungen (meist in Form von Fragen, die man für sich selbst bearbeiten kann) gegeben.
Zum Abschluss noch etwas Kritik: der Abschnitt zum Berufsleben hätte aus meiner Sicht durchaus länger und ausführlicher ausfallen können. Auch könnte ich mir vorstellen, dass mehr konkrete Erfahrungen aus der Praxistätigkeit der Autorin den Text noch weiter bereichert hätten.
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